Wenn etwas kaputt wird, reparieren Sie es nicht, kaufen Sie es besser neu… Die Konsumgesellschaft und Wegwerfprodukte sind seit Jahren zu unserem Alltag geworden. Wir haben nicht bemerkt, wie sehr wir uns darin verloren haben. Der Kauf unter dem Einfluss von Impulsen und haufenweise Gegenstände sind etwas, ohne dem Millionen von Menschen einfach nicht leben können. Nichtsdestotrotz gewinnen solche Trends wie Recycling oder Zero Waste in letzter Zeit immer stärker an Bedeutung. Für manche Firmen sind diese Veränderungen der gesellschaftlichen Stimmung einfach etwas, womit sie ihre Einnahmequellen intensivieren können. Und sie verdienen gerne an beiden Trends – sowohl an dem eher „hedonistischen“ als auch dem umweltfreundlichen.
Natürlich kann die Wirtschaft sich entwickeln, wenn wir immer mehr von etwas kaufen. Deshalb wird die Einschränkung von Ausgaben für überflüssige Gegenstände von den Einflussreichen und Reichen nicht gerne gesehen. Deshalb kreieren Marketing-Experten so gerne künstliche Bedürfnisse. Werden wir so stark entschieden sein, trotz allem unseren Planeten zu entlasten und das übermäßige Kaufen und Ausgeben zu beschränken?
Warum kaufen wir etwas, was wir nicht brauchen
Nun, der Verzicht auf übermäßigen Konsum ist möglicherweise nicht so einfach. Dem ist so, weil die Gegenstände, aber auch alle Begleiterscheinungen des Einkaufens uns das Gefühl verleihen, dass wir frei sind, ja sogar, dass wir leben. Kaufen und Ausgeben sorgen dafür, dass wir eine gewisse Zeit lang aufgeregt sind – häufig machen wir es einfach aus Langeweile. Aber vor allem – um uns eine Freude zu bereiten, uns zu freuen, zu belohnen.
„Ich konsumiere, also bin ich” – die Sammlung neuer Dinge und Erfahrungen ist in unserer Kultur außerordentlich wichtig. Schneller als je zuvor wechseln wir Telefone, Kleidung, Arbeitgeber oder den Wohnort. Wenn Sie an der Stelle stehen, werden andere wahrscheinlich denken, dass Ihr Leben langweilig oder leer ist.
Uns wird ständig wiederholt, dass wir die persönliche Entwicklung nicht vernachlässigen sollten. In Wahrheit bedeutet der Konsum genau das – das Kaufen neuer Dinge, neuer Dienstleistungen, neuer Kurse und neuer Geräte. Man lebt nur einmal, leben Sie in vollen Zügen, haben Sie keine Angst vor Veränderungen, Sie haben mehr verdient, trauen Sie sich… Das hören wir jeden Tag, und nicht nur in der Werbung. Wir alle sind tief im Komsumismus versunken, der uns von unterschiedlichen Arten von Kanälen übermittelt wird.
Konsumgesellschaft und übermäßige Ausgaben – Anfänge
Der Anfang der Periode des aufgebauschten Konsumismus in der westlichen Kultur fällt auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Das war die Zeit, in der einerseits viele Sachen gekauft wurden – andererseits auf Einweg-Artikel gesetzt wurde. Das, was als modern galt, war häufig aus Plastik hergestellt. Bequem, hygienisch und zeitsparend – so wurden Produkte aus Kunststoffen beworben, und auch von Kunden gesehen.
Sowohl Kunden, als auch Verkäufer wurden gelehrt, unterschiedliche Arten von „Einweg“-Produkten zu nutzen. Wie man sich von Papier- auf Plastiktüten umstellt, Plastikbecher und -Besteck nutzt, immer neue Modelle und Geräte wünscht. Plastikverpackungen und Küchenzubehör, Papierservietten, Wegwerfwindeln und ähnliche Bequemlichkeiten haben natürlich das Leben von Millionen von Menschen erleichtert. Nichtsdestotrotz erwies diese anfängliche Faszination für „Einweg“, die nach dem Zweiten Weltkrieg beobachtet wurde, als sehr kurzsichtig.
In den kommenden Jahrzehnten wurde das überflüssige Ausgeben angekurbelt, und Plastik eroberte neue Länder und Ecken des Handels. Einer der wichtigsten Siege war die Verbreitung von Plastik-Einkaufstüten und Müllsäcken auf der Welt. Im Hinblick auf den Komfort hörten die Menschen massenweise auf, Papier-, Textil- oder Netztüten zu verwenden.
Als Plastik noch „fantastic“ war, schafften die Marketing-Experten es, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie Plastikstrohhalme oder Tüten zum Kochen von Reis benötigen. Milch, Fleisch, Wasser, Gemüse, Kosmetika, Arzneimittel – es stellte sich heraus, dass man praktisch alles in Plastik verpacken kann. Und – dass man nahezu alles daraus erzeugen kann, darunter auch unterschiedliche Arten von Elektro- und Haushaltsgeräten. Wie Kühlschränke, Spülmaschinen und Waschmaschinen, Wasserkocher, Toaster, Küchenroboter oder Klimaanlagen. Die Folge dieser Revolution ist, dass Plastikpartikel nun praktisch überall sind. Auch in den Körpern von Menschen und Meerestieren.
Überflüssiges Ausgeben und Wegwerfen – ist das bereits das Ende?
Das Paradigma des ständigen Wirtschaftswachstums geht davon aus, dass man einfach immer mehr verkaufen muss. Deshalb verkürzen Firmen – neben der Überzeugung von Menschen, dass sie viele Gegenstände benötigen, um zufrieden zu sein – auch die Lebenszyklen ihrer Produkte. Ein hervorragendes Beispiel ist hier die Modebranche – im Hinblick auf die Schaffung von Angewohnheiten der schnellen Entsorgung von Sachen kommt ihr kaum einer hinterher. Neue Modekollektionen des Großteils der Marken kommen mehrere Male im Jahr auf den Markt. Häufig handelt es sich um minderwertige Artikel aus Synthetikfasern – die schnell im Mülleimer landen. So enstehen Kilos an Textilabfällen pro Person jährlich. Und die Kleidungsindustrie ist eine jener Branchen, die entschieden die größten Schäden für die Umwelt bringen.
Wir können aber mindestens drei Trends in Bezug auf Mode unterscheiden, die Hoffnung darauf bieten, dass dieser Wahnsinn eines Tages ein Ende nehmen wird. Der erste beruht auf der Annahme der Herausforderung, über einen bestimmten Zeitraum, z. B. ein Jahr, keine Kleidung zu kaufen. In dieser Zeit kann man jedoch mit anderen Kleidung tauschen, diese von Bekannten oder Personen, die ins Ausland ziehen, erhalten. Der zweite Trend ist die Schaffung der sog. Kapsel-Garderobe – eines Sets einer beschränkten Anzahl an klassischer Kleidung. Aus hochwertigen Textilien von bewährten Produzenten hergestellt, werden sie nicht so schnell verbraucht und kaputt. Wir geben mit einem Mal mehr Geld für sie aus, verlieren aber nicht beim Kauf weiterer Billigkleidung im Rahmen unaufhörlich organisierter Ausverkäufe.
Der dritte Trend hingegen ist innovativ: Trashion – Mode und Haushaltsartikel, die aus Materialien und Elementen entstehen, die aus Abfällen gewonnen werden. Sie konnten weggeworfen, gefunden, umgearbeitet und wiederverwertet werden, aber auch in Vintage- und Second-Hand-Läden gekauft, etc. Es gibt sogar große, bekannte Marken (wie Zara), die Kleidung aus vorherigen Kollektionen zu neuen Stücken umgearbeitet haben. Adidas hingegen hat Ozean-Plastik zur Herstellung einer seiner Sportschuh-Kollektionen verwendet.
Zu viel ausgeben: Sie können sich zurückziehen
Wie man sieht, nimmt die Zero Waste Philosophie an Kraft zu. Das betrifft natürlich nicht nur Lebensmittel, sondern auch andere Ressourcen und Materialien, wie Textilien, Plastik, Glas oder Papier. In diesen Trend fügt sich z. B. IKEA ein, wo an ausgewählten Standorten auch gebrauchte Möbel verkauft, und auch vermietet werden. Die Marke Lego hingegen verkündete, anstatt von Plastik für die Innenverpackungen ihrer Steine in Zukunft recyclingfähiges Papier zu verwenden. McDonald’s hingegen hat Plastik-Strohhalme durch solche aus Papier ersetzt.
Das ist natürlich erst der Anfang einer langen Liste, und Beispiele ähnlicher Initativen können beliebig viele genannt werden. Viele Handelsketten haben den Verkauf von Plastiktellern und -Besteck eingestellt, umweltfreundlichere Alternativen einführend. Auf dem Markt sind auch massenweise biologisch abbaubare Mehrweg-Einkaufstaschen erschienen, anstelle der Einwegtüten aus Plastik. Solche Ketten wie Carrefour, Kaufland, Tesco oder Lidl setzen ähnliche, umweltfreundliche Lösungen in verschiedenem Maße um. Es gibt auch unzählige Initiativen, wie „Coffee Refill“ oder „Bring deinen eigenen Becher mit“, die in Millionen von Stellen verfügbar sind, die Getränke anbieten.
H&M verwertet Textilien und gewährt Kunden, die alte Kleidung mitbringen und sie in speziellen Kisten zurücklassen, Rabatte. Apple hingegen bietet umweltfreundliches, kostenloses Recycling verbrauchter Produkte. Kunden können diese mitbringen oder an eine angegebene Adresse schicken. In manchen Ländern wird im Fall von Geräten, die sich dafür qualifizieren, auch Rabatt auf das nächste gewährt.
Wichtig ist, Haus- und Büro-Elektronik, wie Fernseher, Monitore oder Spülmaschinen, sollen länger funktionieren, zumindest in der EU. Seit 2021 sollen diese Geräte, gemäß den Regulierungen der EU-Kommission, haltbarer sein. Und nicht gleich nach dem Ende der Garantiezeit kaputt werden. Es scheint, dass wir nicht länger nach bereits 2-3 Jahren alte Geräte wegwerfen und neue kaufen müssen. Ihre Hersteller werden nämlich die Pflicht der Verlängerung der Lebensdauer ihrer Produkte und Erleichterung ihrer Reparatur haben. Marketing-Experten werden uns mit Sicherheit trotzdem weiter davon überzeugen wollen, wieviel wir verlieren, wenn wir nicht die neuesten Modelle auf dem Markt kaufen.